Monitoring und Risikoprognose
Neben der Diagnostik wird die „Liquid Biopsy“ zudem für das Therapiemonitoring eingesetzt, weil die höhere Frequenz der Analysen Auskunft gibt über die Wirksamkeit der eingesetzten Medikamente oder den Erfolg der Operation. So ist es möglich, die Tumorbehandlung immer präziser und fokussierter auf die Situation des einzelnen Patienten abzustimmen, sie ständig anzupassen. Neben Diagnostik und Therapiemonitoring ist ein dritter Bereich für die Onkologie sehr wichtig: das Abschätzen der Prognosen. Mit „Liquid Biopsy“ ist das Rückfallrisiko besser vorauszusagen, selbst minimale Resterkrankungen nach einer Operation oder Bestrahlung sind erkennbar.
So funktioniert die „flüssige Biopsie“
Bislang erfolgt die molekulare Krebsdiagnostik meist über die Untersuchung von Tumorgewebe. Einige klinische Situationen lassen dies jedoch nicht zu. Wenn beispielsweise durch die Lage des Tumors keine Gewebeentfernung möglich ist oder die operative Gewebegewinnung zu lange dauern würde. Wenn schließlich innerhalb kurzer Zeit wiederholte Probenbiopsien erforderlich wären, würde das Tumorgewebematerial entweder nicht für diese zusätzlichen Untersuchungen ausreichen oder es könnte seine Eigenschaften aufgrund der bekannten Tumorplastizität erheblich verändern.
Analysen von Körperflüssigkeiten, vor allem Blut, erfordern nur einen minimal-invasiven Eingriff und können daher rechtzeitig problemlos wiederholt werden. „Mit der „Liquid Biopsy“ ist es möglich, ein molekulares Profil des Tumors zu erstellen. Auch zirkulierende Tumorzellen oder gar nur zirkulierende Tumor-DNA sind über „flüssige Biopsien“ zu analysieren“, sagt Professor Dr. Uwe Martens, Chefarzt der onkologischen Klinik am Gesundbrunnen Heilbronn. Der Nachweis von ctDNA über verschiedene Methoden (Next-Generation Sequencing oder digitale PCR) ermöglicht die Identifizierung wichtiger Tumormarker wie Punktmutationen, Amplifikationen, Deletionen, Fusionen oder auch Promotormethylierungen.